Mitteldeutsche Zeitung vom 14.12.2004



Pressebeitrag MZ
 

Bernhard Gremler engagiert sich für den Weinanbau im Saaletal bei Bernburg.

 


"Blauer Bernburger"® erlebt eine Renaissance

Mit anderen Weinfreunden will Bernhard Gremler im Landkreis die alte Tradition des Weinanbaus wieder aufleben lassen

Bernburg/MZ. Vor 100 Jahren wurde in den Weinbergen an der Unteren Saale der Weinbau eingestellt. Am 25. Oktober dieses Jahres 2004 brachte nun eine Gruppe von Bernburger Weinbaufreunden ihre Lese des "Blauen Bernburgers"® zum Keltern in das Weingut Hoffmann nach Höhnstedt.

Für den Bernburger Bernhard Gremler ging damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Schon lange engagiert er sich mit anderen Weinbaufreunden und Kleinanbauern von Wein um eine Wiederbelebung der alten Weinbautradition an den Hängen des Saaletals zwischen Bernburg und Könnern.

Schon im Jahr 973, noch vor dem Beginn des Weinbaus an der mittleren Saale und Unstrut, wurde der Weinbau bei Alsleben, Schackstedt und Pforte (wüster Ort bei Haus Zeitz) erwähnt.

1777 gab es dann für den hiesigen Weinbau eine bedeutsame Zäsur, so Gremler. Da brachte der Bernburger Apotheke Ludwig Bernhard Schulze, Prinzipal der "Grünen Apotheke", eine neue blaue Rebsorte in die Region. Name und Herkunft sind nicht überliefert.

Er bot den Weinbauern der Region Jungreben an. Und diese Reben bot handfeste Vorteile: gutes Wuchsverhalten, die Erträge waren relativ sicher, die Pflanze war resistent gegen viele Schädlinge. Wichtige Faktoren in hiesigen Breiten, so Gremler.

Im Jahre 1833 gab die Herzogliche Kammer zu Bernburg eine "Instruktion zur Pflege der Weinberge" heraus. In der darin enthaltenen Aufzählung anbaugünstiger Rebsorten tauchte mit dem "Guten Blauen" ein Name auf, der nirgendwo sonst zu finden ist. Es liegt für Gremler nahe, und werde auch durch Bilddokumente belegt, dass hiermit die Apothekerrebe gemeint war. Der wirkliche Name für diese Weinart gemäß Sortenlisten und Weinbauliteratur sei das natürlich nicht gewesen. Eher eine Beschreibung der Eigenschaften: gut und blau.

Doch dabei blieb es nicht. Den gebräuchlichen Namen prägte das Volk. Als zu Anfang des 20. Jahrhunderts der Weinbau bei Bernburg zu Ende ging, verkauften viele Weinbergbesitzer vor der Rodung ihrer Rebflächen Jungreben dieser Sorte an Kleingärtner und Grundstücksbesitzer. Die kamen überwiegend nach Bernburg. So ist heute vom "Blauen Bernburger"® Wein oder nur vom "Blauen Bernburger"® die Rede.

Die Weinstöcke wurden nach Süden an Wände und Mauern gepflanzt und überlebten zu hunderten als Weinstock am Haus. Für die Region wurde dieser Wein zum meist angebauten überhaupt. Die letzte große Kelterung gab es laut Gremler um 1905/1906.

Mit Freude registriert der Kenner, wie fast 100 Jahre später das Interesse am Weinanbau wieder zunimmt. Vor allem der "Blaue Bernburger"® erlebt eine Renaissance. Das weiß auch Bernd Nordmann. Der die Pflanzen in seiner Baumschule unterhalb des Bernburger Weinbergs anbietet.